Weltweite Gaming-Industrie wächst: Wo steht Deutschland?

Gaming mit Freunden
Gaming mit Freunden / ©adriaticphoto/depositphotos.com

Was früher noch eher von meist männlichen, Jugendlichen, Technikbegeisterten und sogenannten Nerds betrieben wurde, gehört heute oft wie selbstverständlich zur Freizeitgestaltung von Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter und Gesellschaftsschicht: Computer- und Videospiele. Die Branche boomt dementsprechend und ist auch in Deutschland längst ein wesentlicher Bestandteil der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Als relevanter Wirtschaftsfaktor bietet die Gaming-Industrie vor allem Arbeitsplätze für hochqualifizierte Fachkräfte im digitalen Sektor. Welche Bedeutung hat Deutschland als Games-Standort im internationalen Vergleich und welche Strategien verfolgt die Bundesregierung für die zukünftige Entwicklung?

Die Gaming-Branche ist ein längst Milliardenmarkt

Was einst als Nischenmarkt begann, kann heute zurecht als Massenphänomen bezeichnet werden. Die internationale Gaming-Branche hat mit rund 300 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz den größten Marktanteil innerhalb der Entertainmentbranche und liegt somit vor der Musik- und Filmindustrie. Die Gründe für diese rasante Entwicklung innerhalb der letzten 30 Jahre sind vielfältig, eine große Rolle spielt vor allem die allgemein zunehmende Mediennutzung im Alltag.

App zum Rommé-Spielen
App zum Rommé-Spielen

Auch sind die Zeiten vorbei, in denen man zum Zocken auf einen Platz am Computer oder einen Platz vor dem Fernseher angewiesen war. Neben Videospielen auf  Konsolen und PCs erfreuen sich auch Gaming-Apps zum Spielen auf dem Smartphone zunehmend wachsender Beliebtheit und das bei Jung und Alt. Von kurzweiligen Spiele-Apps, wie etwa eine App zum Rommé-Spielen bis hin zu langfristigen, zeitintensiven Simulationen, MMORPGs oder Strategie- und Rollenspielen – das Angebot an verfügbaren Gaming-Apps für iPhone oder Android ist riesig. Der Umsatz, der alleine mit sogenannten Mobile Games in Deutschland erzielt wird, hat sich seit 2018 nahezu verdoppelt: von damals 1,49 Milliarden Euro auf heute 2,9 Milliarden Euro.

Aktuell stagniert das Wachstum in Deutschland

Mehr Spieler, mehr Umsatz, könnte man meinen. Denn innerhalb Europas ist Deutschland zwar der größte Computer- und Videospielmarkt, international spielt Deutschland eine eher unwichtige Rolle. Von dem Umsatz, der hierzulande mit Computerspielen erwirtschaftet wird, gehen nicht einmal fünf Prozent an deutsche Entwickler. Die Gaming-Branche hierzulande ist vornehmlich mittelständisch geprägt, auch wenn es einige Cluster in Berlin, Hamburg oder München gibt. Nichtsdestotrotz: der deutsche Gaming-Markt wird von internationalen Entwicklern dominiert, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada und China. Um zukünftig wettbewerbsfähiger zu werden, bedarf es Ansätze auf unterschiedlichen Ebenen, insbesondere deshalb, da die Wachstumszeiten sich langsam einem Ende neigen. Während die deutsche Gaming-Branche in der Vergangenheit zwar kontinuierlich solide Wachstumszahlen verzeichnen konnte (von 2019 bis 2022 stieg der Umsatz um ca. 59 Prozent), kehrt sich der Trend jetzt um.

Gesamtumsatz aus Spielen (Handy + PC + Konsole) im Vergleich zum nominalen BIP nach Land
Gesamtumsatz aus Spielen (Handy + PC + Konsole) im Vergleich zum nominalen BIP nach Land Grafik: Fundamental metric tensor CC BY-SA 4.0

Vor allem die Jahre der Corona-Pandemie, bei der die Nachfrage nach Gaming und digitaler Unterhaltung insgesamt anstieg, haben zu dem letzten Boom geführt. Nach dem Corona-Boom ist es vor allem für kleinere Entwickler schwierig, neben der stagnierenden Nachfrage sind vor allem hohe Zinsen und gestiegene Personalkosten Gründe für den Einbruch. Mit Blick auf die Zukunft fordern Branchenverbände mehr staatliche Unterstützung.

Staatliche Fördermittel zeigen wenig Wirkung

Einer der Hauptgründe für die aktuelle Situation sind die im internationalen Vergleich hohen Produktionskosten für Computer- und Videospiele in Deutschland. Bereits 2019 wurde diesbezüglich eine Games-Förderung des Bundes beschlossen, welche jährlich bis zu 50 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung stellt. Mit dieser Maßnahme sollte zum einen die Anzahl der Beschäftigten in der Branche, zum anderen auch die Anzahl der veröffentlichten Spiele erhöht werden. Bis heute sind so rund 570 Projekte mit insgesamt 200 Millionen Euro gefördert worden.

Playstation-Präsentation der Firma Sony vor Publikum
Playstation-Präsentation der Firma Sony vor Publikum /©imagerun/depositphotos.com

Darüber hinaus hat die Bundesregierung eine umfassende Strategie für den Games-Standort Deutschland ausgearbeitet, welche verschiedene Maßnahmen wie etwa eine umfassende Standortförderung oder das Anwerben von internationalen Investoren und Fachkräften beinhaltet. Weitere Maßnahmen beinhalten etwa die Bildung von Hubs, konsequenten Wissenstransfer und eine allgemein bessere Vernetzung der Gaming-Branche. Trotz der Bemühungen konnte die Förderung der Gaming-Industrie in den vergangenen fünf Jahren kaum Wirkung zeigen. Experten fordern daher, weniger finanzielle Fördermittel, sondern handfeste Änderungen an den Rahmenbedingungen vorzunehmen, allen voran kräftige Steuererleichterungen. Wie es anders gehen kann, zeigt beispielsweise Frankreich, wo Unternehmen ihre Entwicklungskosten bis zu 30 Prozent von der Steuer absetzen können.

Fazit

Festzuhalten bleibt: Die deutsche Gaming-Industrie hat zwar viel Potenzial, steht aber vor zahlreichen Herausforderungen. Um den Standort Deutschland attraktiver und wettbewerbsfähiger zu machen und die Branche nachhaltig zu stärken, bedarf es neben Innovationen und neuen kreativen Ansätzen vor allem bessere Wettbewerbsbedingungen. Da man davon ausgehen kann, dass die Gaming-Branche international auch langfristig eine der größten Wachstumsbranchen bleiben wird, ist es wichtig, entsprechende Konzepte und Strategien zeitnah umzusetzen und die Branche zu stärken, um nicht endgültig den Anschluss zu verlieren.

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