Gerade in Zusammenhang mit den Einbrüchen der Exporte nach China scheint die Konjunktur in Deutschland kleine Schwächen zu zeigen. Unter den Experten, in den Medien und in den Nachrichten kursiert das Wort Wirtschaftskrise wieder erstmals mit Blick auf die unmittelbare Zukunft von Deutschland. Noch ist es nicht sicher, ob es sich nur um ein kleines Tal handelt oder ob die Entwicklungen in den verschiedensten Ländern tatsächlich dazu führen könnten, dass Deutschland oder andere Länder der Eurozone erneut mit einer solchen Krise zu kämpfen haben werden. Der Begriff Wirtschaftskrise an sich ist allerdings mehrdeutig und wird in vielen Fällen zu schnell verwendet. Was ist eine Wirtschaftskrise? Was löst sie aus? Was sind die Folgen. Antworten auf die häufigsten Fragen finden Sie hier.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Wirtschaftskrise?
Ein Problem bei der Definition einer Wirtschaftskrise ist, dass dieses Wort in den Medien meist falsch verwendet wird. Lauscht man einigen der Berichte, könnte man meinen, dass selbst kleinste Veränderungen an der nationalen oder globalen Wirtschaft immer mit einer Krise verbunden sind. Dabei ist es vollkommen normal, dass es in der Ökonomie ein Auf- und Ab gibt. Rezession und Aufschwung wechseln sich meist ab, es kommt dabei ganz darauf an, wie hoch die Ausschläge in diesen Phasen sind.
[asa2]3453204891[/asa2]Grundsätzlich muss bei dem Thema Wirtschaftskrise zwischen verschiedensten Szenarien unterschieden werden. Eine Depression, also ein lange Zeit anhaltende Rezession, könnte zum Beispiel eine Wirtschaftskrise auslösen. Sie ist aber nur einer von vielen Faktoren, die zurecht als eine solche Krise bezeichnet werden würden. Hier noch einige Beispiele für Wirtschaftskrisen, wie sie in der heutigen Zeit vorkommen können:
- Finanzmarkt-Krise: Eine Wirtschaftskrise ausgelöst durch Verwerfungen an den Finanzmärkten sind ein Phänomen der Neuzeit. Beispiele sind die DotCom Blase oder die Immobilienblase in den späten 2000er Jahren.
- Deflation und Inflation: Lang anhaltende und starke Veränderungen der Preise können zu Wirtschaftskrisen führen. So war die Schuld der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren zum Beispiel in einem stetigen Rückgang der Preise, also einer anhaltenden Deflation zu finden.
- Währungskrise: Die Türkei durchlebt in den Jahren 2018 und 2019 eine erneute Währungskrise. Das liegt an der steten Abwertung der türkischen Lira gegenüber anderen Währungen. Das macht den Handel mit dem Ausland deutlich teurer und sorgt für die Entwertung der einheimischen Währungen.
Es gibt also nicht die eine Form der Wirtschaftskrisen, sondern sie zeigt sich mit den verschiedensten Gesichtern. Gemein haben sie alle, dass die nationale oder internationale Wirtschaft die Folgen ebenso direkt spürt wie die Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Nicht selten führt eine Wirtschaftskrise zum Beispiel zu einer hohen Inflation oder zu einer so starken Veränderung an den Börsen, dass es hier eine Krise an den Finanzmärkten gibt. Fällt ein Dominostein, ist es möglich, dass das gesamte System bedroht wird.
Was sind die Auslöser einer Wirtschaftskrise?
So wenig wie es eine Form der Wirtschaftskrise gibt, so wenig gibt es einen konkreten Auslöser. Die Geschichte hat aufgezeigt, dass es die verschiedensten Entwicklungen gibt, die am Ende dazu münden können, dass ein Land oder sogar mehrere Länder gleichzeitig in eine Wirtschaftskrise verfallen. Dazu gehören zu umfangreiche Spekulationen, wie es erstmals beim Tulpendilemma in den Niederlanden und zuletzt der Immobilienblase in den USA zu bemerken war, Betrug an den Börsen, Überlagerung von Waren oder nicht getätigte Investitionen auf staatlicher Seite. Meistens ist es so, dass die Entwicklung zu spät bemerkt wird und entsprechende Gegenmaßnahmen nicht mehr möglich sind.
Die Menschheit beziehungsweise die Wirtschaft haben sich im Laufe der Jahre auf die unterschiedlichen Krisen eingestellt und sich vielfach abgesichert. Das bedeutet aber nicht, dass man heute gegen die Fehler der Vergangenheit gefeit ist. Tatsächlich zeigen die modernen Wirtschaftskrisen, dass es vor allem die Kapitalmärkte sind, die heute eine solche Krise auslösen können. Die DotCom Blase zum Jahrtausendwechsel basierte ebenso auf falschen Investitionen an den Börsen wie es im Fall der Immobilienblase auf institutioneller Ebene der Fall war. Das Beispiel der Eurokrise zeit aber, dass auch Betrug – in Form von falsch geführten Bilanzen – noch immer starke Auswirkungen haben kann, wenn erst einmal bestimmte Faktoren eintreten.
Auswirkungen & Folgen für die Menschen
Während eine Krise in der Regel nur schleichend bemerkbar ist, sind die Auswirkungen für die normalen Menschen in der Regel recht schnell spürbar. Meist beginnt es mit den Veränderungen bei den Preisen oder der generellen Auftragslage von Unternehmen. Das führt nicht selten zu einer Welle von Entlassungen und einer generellen Problematik auf dem Arbeitsmarkt. Die Preise für Immobilien und Gold sind zum Beispiel gute Indikatoren. Während die Nachfrage für Häuser und Wohnungen sinkt, ist in der Krise das begehrte Edelmetall meist die erste Anlaufstation für verunsicherte Anleger. Auf diese Weise sichern sie ihre Investitionen ab. Es sind vor allem die indirekten Folgen einer Krise, die problematisch sind:
- Hohe Zahl von Insolvenzen und Entlassungen selbst bei größeren Konzernen
- Deflation oder Inflation und somit Veränderungen der Werte von Gehältern aber auch Preisen im Alltag.
- Stürze an den Kapitalmärkten und in manchen Fällen Verlust der eigenen Anlagen.
- Durch die schlechte wirtschaftliche Stimmung werden die Ausgaben reduziert und das Wirtschaftsklima verkühlt sich noch mehr.
Wenn also die ersten Symptome einer Krise zu bemerken sind, entwickelt sich in der Regel eine eigene Dynamik. Das Verhalten der Konsumenten, der Anleger und der Unternehmen kann dann sehr schnell dazu führen, dass eine leichte Krise sich zu einer ernsthaften Problematik für die gesamte Wirtschaft entwickelt. An dieser Stelle kann höchstens noch staatliche Hilfe gegensteuern – aber auch das nur bedingt.
Rolle des Staates in einer Wirtschaftskrise
Die größte Hoffnung in einer Krise liegt natürlich in der staatlichen Gegenwirkung. Tatsächlich stehen diesem einige Möglichkeiten zur Verfügung. In der Regel wird zum Beispiel mit der Hilfe der Zentralbanken zuerst das Zinsniveau weiter gesenkt. Auf diese Weise wird zum Beispiel garantiert, dass die Banken auch weiterhin Darlehen mit guten Zinsen vergeben. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, hat die Finanzkrise gezeigt: Für kleine und mittelständische Unternehmen war es in der Wirtschaftskrise fast unmöglich Darlehen zu erhalten. Die Banken hat zu große Sorge, dass sie noch mehr faule Kredit in die eigenen Bilanzen bekommen und somit in eine noch stärkere Schieflage rutschen.
Auch die Konjunktur wird natürlich durch den Staat befeuert. Konjunkturprogramme sollen, ebenso wie die berühmten Rettungsschirme, nicht nur Unternehmen retten, sondern die allgemeine Tendenz in der Wirtschaft wieder in richtige Bahnen bringen. Das gelingt allerdings in den meisten Fällen nur mit einer leichten Verzögerung, wodurch die ersten Folgen für die Bevölkerung spürbar bleiben. Eine Garantie für den Erfolg dieser Maßnahmen gibt es zudem in der Regel nicht.
Börsenhandel, Anlagen, Wertpapiere und die Krise
Eine Wirtschaftskrise ist nicht für alle Menschen mit desaströsen Folgen verbunden. Viele Anleger sehen in ihr vor allem eine Chance, sich in den überbewerteten Aktienmärkten, die fast immer fallende Kurse verzeichnen, eine gute Anlage zu machen. Tatsächlich kann die Krise eine gute Option sein, um sich passende Papiere auszusuchen. Es ist bekannt, dass der antizyklische Handel – also in eine Krise investieren und bei einem Hoch abstoßen – fast immer eine Dividende der Anlagen mit sich bringt. Es ist aber Vorsicht geboten: Es ist nie ganz sicher, wann die Talsohle einer Krise erreicht ist. Zudem sollten Anlagen in dieser Zeit in jedem Fall als ein langfristiges Investment gesehen werden, in dem auch Verluste möglich sind.
Ein anderes Problem sind die Anlagen. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre Wertpapiere oder etwa ihre Lebensversicherungen in Form einer Riester-Rente. Daher gilt es, hier schon vor der Krise auf entsprechende Verträge zu achten. Es gibt bei der Riester-Rente in der Regel Modelle ohne börslichen Handel, dafür mit einer geringeren Rendite. Wer in einer Krise sicher sein möchte, sollte darauf achten, dass diese Option gewählt wurde. Auch sonst ist es klug, die wichtigen Anlagen auch in krisensichere Bereiche wie Immobilien oder Edelmetalle zu stecken.
Krise verhindern oder auf eine vorbereiten
Es sind vor allem staatliche Regularien, die dafür sorgen sollen, dass Krisen wie die Eurokrise oder die Immobilienkrise nicht mehr passieren. Die Geschichte lehrt uns aber, dass es quasi nicht zu verhindern ist, dass die Märkte eine eigene Dynamik entwickeln. Umso wichtiger ist es, dass man sich auf den Fall der Fälle vorbereitet. Hier einige Tipps, die es möglich machen:
- Risiko streuen: Anlagen sollten nicht in einer Aktie oder einer Versicherung stecken. Wer seine Anlagen auf verschiedene Optionen verteilt, kommt sicherer durch die Krise.
- Rücklagen: Sparen ist in Deutschland populär – richtig so. Zwar verlieren Anlagen auch in der Krise einiges an Wert, gerade für die Überbrückung in der Not ist ein finanzielles Polster aber sinnvoll.
- Langfristig denken: Die eigene Finanzplanung sollte einen Schicksalsschlag oder eben eine Wirtschaftskrise immer einkalkulieren. Denn diese sind die Norm und nicht die Ausnahme.
Wer auf diese Punkt achtet und die Warnzeichen früh erkennt, wird auch in der Krise sicher durch das Leben kommen.
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